Die Farben und Eindrücke des Herbstes

· · ·
Headerbild: Herbstfarben

Im Nebel ruhet noch die Welt, noch träumen Wald und Wiesen. Bald siehst Du, wenn der Schleier fällt, den blauen Himmel unverstellt, herbstkräftig die gedämpfte Welt in warmen Golde fließen.

Eduard Mörike

Der Herbst ist meine liebste Jahreszeit: Raschelndes, farbenprächtiges Laub, wabernder Nebel und diffuse Lichtstimmungen. Als Novembergeborener bin ich quasi ein “Kind des Herbstes”. Ich mag die frühe Dunkelheit, die einziehende Schwermut in der dunklen Jahreszeit. Gemütliche und besinnliche Abende unter der Kuscheldecke bei Kerzenlicht und wärmendem Früchtetee, die zum Nachdenken und Sinnieren einladen.

Diesen Herbst mag ich besonders. Das liegt zum einen an seiner schönen, sonnigen und damit besonders farbenfrohen Ausprägung, zum anderen aber auch an unserer neuen “Location”.

Direkt vor der Terrasse steht ein japanischer Ahorn, dessen üppige Farben die komplette Palette von Gelb- und Rottönen zeigt. Er mag sagen: “Seht her, hier stehe ich in all meiner Pracht. Mit roter Mütze, gelben Shirt und braunen Schuhen.

Wir wohnen weniger als fünfzig Meter vom Waldrand entfernt. Der Wald ist ein Buchenwald vermischt mit einigen Eichen. Die vorherrschenden Farben reichen von vornehmen Braun bis hin zu knalligem Gelb. Mehrere Handbreit Blätter bedecken den Boden. Es raschelt beim Laufen. Steht man still, kann man einzelne Blätter, Buchecker oder Eicheln fallen hören. Vögel zwitschern, ab und an sieht man ein Reh durchs Dickicht huschen. Nicht weit entfernt öffnet sich der Wald zu einer großen, talwärts geneigten Lichtung. Dort verjagt die Sonne gerade die letzten Nebelschwaden. Pferde grasen friedlich auf den Koppeln.

Ja, das Bild ist kitschig, schwülstig und überfüllt von Farben, Gerüchen und Lichtstimmungen und doch so unaufgesetzt friedlich. Ganz im Gegensatz zu vielem Anderem um mich, um uns herum.

  • In manchen Ecken unseres Landes zeigt man wieder den Hitlergruß
  • Menschen werden aufgrund ihres Äusseren durch eine Stadt gehetzt
  • An manchen Grenzen werden tausende von Soldaten zum Schutz vor einer, nur in einem Kopf existierenden, “Migranteninvasion” eingesetzt
  • In anderen Ländern werden Journalisten monatelang, jahrelang in Untersuchungshaft genommen – nur weil sie angeblich Terroristen sind

Die Liste könnte noch beliebig länger sein.

Und ja: natürlich genieße ich diese friedlichen Momente. Das Privileg so naturnah leben zu können und zu dürfen. Eine, in allen Bereichen, reiche und erfüllende Ehe zu führen. Einen gut bezahlten, ausfüllenden Job und damit keine finanziellen Sorgen zu haben.

Das macht mich demütig und ich ertappe mich immer öfter dabei, ein schlechtes Gewissen zu haben. Ein schlechtes Gewissen dass es mir gut geht, und ich einfach mein Leben leben und ziemlich frei gestalten kann.

Auf der anderen Seite gibt mir dieses Leben auch die Möglichkeit – die mir über die Jahre nicht einfach so geschenkt wurde – genügend Energie, Zeit und auch monetäre Mittel aufzubringen, um auf das hinzuweisen was nicht mit meinen Werten, unserer Idee von Demokratie, unserem Grundgesetz vereinbar ist. Auch daher verbringe ich einen großen Teil meiner Freizeit mit der Realisierung meines Projektes “Ich bin Deutsch! – Ein Projekt gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert