Das Helios 44-2 Vintage Objektiv an der Fuji X-T2

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Headerbild: Hebstfarben Helios-44-2

Das Helios 44-2 Vintage-Objektiv in der Übersicht


Als begeisterter Freund von alten (vintage) Objektiven kommt man an den Helios 44* 58mm F/2.0 Objektiven eigentlich nicht vorbei. Gehören sie doch, als Standard-Optiken für russische Zenit SLR-Kameras, zu den weltweit vielleicht am meisten produzierten Objektiven. Die Helios 44* Objektive basieren optisch auf dem legendären Zeiss Biotar 58mm F/2.0 und wurden ab den 1950-er Jahren bis in die 1990-er Jahre von verschiedenen russischen Firmen (KMZ, MMZ und Jupiter) gebaut.

Mein Helios 44-2 Exemplar wurde 1977 von der Firma MMZ (Minsk Mechanical Factory) komplett aus Metall gefertigt. Es besitzt eine achtblendige Iris und ein M42 Bajonett. Einige technische Features meines Helios 44-2 58mm F/2.0 im Überblick:

  • Brennweite: 58 mm
  • Sensor: APS-C und KB
  • Blendenbereich: F/2.0 bis F/16
  • Bajonett: M42 Gewinde
  • Autofokus: kein Autofokus
  • Linsen/Gruppen: 6 / 4
  • Naheinstellgrenze: 50 cm
  • Filtergewinde: 49 mm
  • Blendenlamellen: 8
  • Gewicht: 230 g
  • Aktueller Straßenpreis: bei Ebay ab ca. € 35.-

Den Anschluß zur Fuji X-T2 findet mein Helios 44-2 mit einem Novoflex-Adapter, den ich für gut € 30.- via Ebay aus Paris erstanden habe.

Das Helios 44-2 Vintage-Objektiv in der Praxis

Nach meinen Recherchen ist das Helios 44-2 nicht das schärfste Objektiv, besticht jedoch im Vergleich zu seinen Brüdern und Schwestern (44-3, 44-4 etc.) durch sein besonderes “swirly” Bokeh.
Dieses swirly Bokeh ist gar nicht so einfach zu fotografieren, da hierzu mehrere Parameter zusammenkommen müssen:

  • “richtiger” Abstand von Motiv und Hintergrund
  • “richtige” Blende
  • unruhiger Hintergrund (z.B. Blätter im Wald)

Ich muss an dieser Stelle zugeben, den richtigen Dreh um das besondere swirly Bokeh hervorzuzaubern noch nicht gefunden zu haben. Ich arbeite jedoch daran.

Da sich der Herbst in den letzten Tagen von seiner sonnigsten Seite gezeigt hat, bin ich einfach querfeldein durch den nahen Wald gezogen und habe typische herbstliche Gewächse fotografiert.
An einigen Bildern kann man sehen, dass meine Versuche, das swirly Bokeh hervorzuzaubern, schon recht gut gelungen sind. Überzeuge dich selbst:

Das Helios 44-2 Vintage-Objektiv – meine Conclusio

Die oben gezeigten Bilder sind ohne Ausnahme mit offener (!) Blende F/2.0 und ISO-Werten zwischen 200 und 800 mit der Fuji X-T2 entstanden.
Was soll ich sagen: Ich finde den smoothen Bildlook, die Farben und das Bokeh welches das Helios 44-2 mit der Fuji X-T2 schon bei offener Blende produziert einfach nur genial.
Zugegeben: Gerade bei offener Blende sind die Kontraste und die Farben zum Teil etwas mau. Da ich aber kein Freund von “out of cam” Bildern bin, sind Kontraste und Farben problemlos mit wenigen Klicks in Adobe-Lightroom angepasst.

Ja, die Pilze sind nicht knackscharf. Aber hey: who cares!
Viele Foto-Sharing-Seiten, Blogs und auch Foren sind voll von jederzeit reproduzierbaren, im Pixelwahn und unter Einsatz modernster Optiken entstandene Bildern, die selbst hustende Flöhe noch scharf abbilden.
Was all diese superscharfen Linsen jedoch nicht können, ist unverwechselbare und unique Geschichte abzubilden. Wer weiß schon durch welche und durch wie viele verschiedene Hände mein Helios 44-2 seit 1977 gegangen ist. Was es in den letzten vierzig Jahren gesehen hat und wie sich die Behandlung und die Lagerung auf das verbaute Glas übertragen hat.

Meiner Meinung nach können sehr viele dieser alten Objektive ihre ganz eigene Geschichten erzählen und diese auch problemlos auf einen modernen 24 Megapixel-Sensor projezieren.

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10 Kommentare

  1. So wirklich swirly wird es am Crop auch nicht werden. Ups … Dein Sensor – Größe 23,6 x 15,8 = 372,88 mm² – im Gegensatz zum Vollformatsensor, wofür dieses Objektiv gebaut wurde 36 x 24 = 864 mm² – hat nur 43 % der Abbildungsfläche. Und dummerweise ist es genau diese Fläche, die fehlt, die Randbereiche, in denen es wirklich richtig swirly wird. Beim Lensbaby Twist gab es mal einen schönen Vergleich, denn dort sagen sie gleich dazu, dass das Objektiv für Vollformat gebaut wurde … – schau mal hier …

    Daher liegt es nicht an dir, dass es nicht richtig dreht, sondern eher an der Physik! :-)

    1. Hallo Birgit,
      da hast du allerdings Recht. Da es viele Bilder im Netz gibt, die nicht nur “ganz aussen” swirly sind, sondern auch “innen” hatte und habe ich die Hoffnung das auch mit einem Crop-Sensor annähernd hinzubekommen. Auch wenn das sicher nicht einfach wird.
      Auf jeden Fall war das investierte Geld in das Helios jeden Cent wert.
      Viele Grüße,
      Martin

    2. Wobei einige dabei auch Linsen umdrehen ;-) (Man findet in den Tags zu den Bildern nicht nur das Objektiv, sondern oft auch das Wort “mod” oder “mid-mod”, was eine Modifikation bedeutet.) Das ist durchaus üblich um an mehr Swirl zu kommen. Oft reicht es beim Helios, wenn man die vordere Linse, oder auch eine die hinten im Tubus sitzt, dreht. Beim Helios ist der Effekt nicht ganz so swirly wie beim Pancolar. Aber halt mehr als im Normalzustand, wobei das Objektiv auch da schon mehr dreht als normale Objektive. Was wie du schreibst auch vom Licht, den HG-Strukturen und dem Abstand zu diesen abhängt.

      https://www.seh-n-sucht.de/BLOG/1755/der-dreh-mit-dem-helios-44-2-2/

      Ich habe da auch lange getüftelt und “die Leute” verraten oft nicht alles ;-)

    3. Hallo Birgit,
      als fleißiger Leser deines Blogs kenne ich deinen Beitrag mit dem “Helios Dreh”.
      Ich hätte auch noch die Schieblehre aus meiner Lehre im Keller :)
      Ich probier das mal aus, aber nur mit dem richtigen Werkzeug.

      Viele Grüße,
      Martin

  2. Hallo Martin,
    Glückwunsch und Respekt für die Breitbandigkeit deines Auftritts hier!

    Mit dem Beitrag Helios/Fuji T2 hast du genau die Mischung getroffen,
    mit der ich aktuell neue, alte Wege betrete, nämlich Retro-Linse an Digitalkamera.
    Dieses ganz Besondere der Bilder, die dieser Mischung entspringen,
    finde ich ungemein charmant, und es steckt in ihnen dieser rnätürliche Zauber,
    der den mege-ultra-scharfen Pixel-Explosionen abhanden kommt.
    Von daher wird jeder, der nur halbwegs versteht, worin die Motivation dieser Arbeitsweise liegt,
    keine Kritik üben daran, was dabei herauskommt. Denn es ist genau das, was eine moderne digitale
    Linse nicht hervorbringt. Es liegt auch keine Wertung darin. Es ist weder das eine gut, noch das andere schlecht.
    Es ist schlicht “anders”.
    Vielleicht steht das ja in gleicher Reihe zur bunten Vielfalt der Menschen, die du portraitierst.

    Danke für die technischen Informationen zum HELIOS, alles Gute!

    Gruß von hinter´m Sucher,
    Dirk

    1. Hallo Dirk,
      danke für die Blumen. Ich kann deine Meinung zu alten Linsen auf digitalen Kameras nur zu 100% teilen. Auch wenn diese Thematik auf meinem Blog in den letzten Monaten ein wenig zu kurz gekommen ist. Das ist die Folge von “breit aufgestellt sein” und auch der Zeit geschuldet, die mein “Ich bin Deutsch!” Projekt fordert. Die Zeit in dieses Projekt investiere ich jedoch sehr gerne.
      Ich habe noch zwei ungetestete “vintage” Linsen im Schrank liegen, die ich in 2019 testen werde.
      Viele Grüße,
      Martin

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